Das sagenumwobene Brennecken
Wer kennt es nicht. Jedes Jahr Pfingsten an der Vogelstange das Jägerlatein um die Brenneckens-Patronen, die Höffers Hannes zwar sehr selten in seine Schrotflinte steckt und die dennoch schon manchen Königsschuß bedeuteten. Meist am Anfang um den Vogel gefügig zu machen, zum Schluß nur dann, wenn die Zeit davon zu rennen droht und der Oberst nervöse Blicke auf seine Uhr wirft. Jägerlatein deswegen weil kaum jemand weiß, was es mit den Brenneckens auf sich hat.
Die einen behaupten die Patronen am Knall zu erkennen, andere vermuten sie rotfarbend und in der linken Weidmannsheil-Tasche vom Höffer Hannes. So mancher glaubt es befinde sich eine doppelte Ladung Schwarzpulver mit dickeren Schrotkugeln in der 70mm langen Hülse. Man hörte auch schon Behauptungen es seien ganz normale Patronen, die Höffer Hannes aber vorher dem Vogel in den Po gesteckt hat...
Quatsch und Unfug. Um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, demontierte man den gesamten Vogelfang am Sellener Weg. Drei Stunden lang wurden alle Schrauben gelöst und zahllose von Fluppi vor acht Jahren krummgehauene Nägel aus den Brettern mit Hammer und Meißel amputiert.
Nach schweißtreibender Arbeit fand sich ein 35mm dickes Fichtenbrett mit einem dickem Bleiklumpen, der das Brett fast durchschlagen hat. Ein "BRENNECKEN". Gut, hätte ich Höffer Hannes vorher abends auf ´n Püllecken Bier besucht und nach der Bewandtnis gefragt, hätte man sich die Spionagearbeit erspart. Aber ich denke folgendes Fotomaterial ist Entschädigung genug:
Neben den Aufnahmen mit dem Brett seht Ihr hier ein Foto einer normalen Patrone wie sie Hillebrand, Pastor, Bürgermeister oder ein Dirk Füßner bekommen – also Personen, die normal nie König werden sollten. Na ja, normalerweise.
Diese Patrone ist in seine Einzelteile zerlegt. Habe Blut geschwitzt als ich die volle Patrone mit dem Messer oberhalb des Zündschlagers durchtrennen mußte, um an die Treibladung (kein Schwarzpulver !!!) zu kommen. 1,8 Gramm grüner kleiner Plättchen rieselten unverbrannt heraus. Wenn man die Oberseite der Hülse mit einem kleinen Schraubenzieher vorsichtig öffnet, kommen einem ca. 400 kleine Bleikugeln entgegen. Bei einem Brennecken hingegen - so denke ich mir zumindest - ist die Treibladung auf Grund der größeren Bleimasse erheblich mehr. Deshalb auch ein lauterer Knall wie viele vermuten.
Nun, da alle Welt weiß worum es sich bei dem Brennecken handelt und was mit angrenzender Unwahrscheinlichkeit nicht von dem Geschwätz stimmt, bleibt es jedem selbst überlassen sich vor seinem Schuß auszuphantasieren, wie er Höffer Hannes überzeugen kann ihm ein solches Geschoß in den Lauf zu schieben. Erfahrungsgemäß reicht ein einfaches Jägergedeck in Form von Schnaps und Pils. Nur selber ein Brennecken basteln ist billiger. Aber ob das wirklich so gut ist ?